Inna Megow

Achtung, Raubverleger – wie Sie nicht auf Fake-Journals hereinfallen

Es klingt zunächst vielversprechend – ein Journal mit einem respektabel klingenden englischen Namen schreibt Sie an und bittet Sie, eine Publikation einzureichen. Doch Vorsicht ist geboten – die Mehrzahl dieser Angebote stammt von sogenannten Raubverlegern. Wir verraten Ihnen, wie Sie ein seriöses Open-Access-Journal von einem Raubverleger unterscheiden können.

Seit Beginn der Open-Access-Ära tauchen immer mehr schwarze Schafe unter den Verlegern auf. Das Geschäftsmodell der Raubverleger (englisch predatory publishers) ist dabei so einfach wie raffiniert: Sie nutzen den zunehmenden Publikationsdruck in der Wissenschaft aus, um sich ohne eine adäquate Gegenleistung (wie z. B. Qualitätskontrolle) an den Forschenden zu bereichern. In massenhaft generierten E-Mails, oft mit reichlich Rechtschreib- und Grammatikfehlern versehen, versprechen sie einen schnellen und einfachen Review- und Publikationsprozess.

Ausgeklügelte Verschleierungstaktiken

Doch nicht immer sind Raubverleger einfach zu erkennen. Oft wählen sie Namen, die denen von etablierten Journals zum Verwechseln ähnlich sind. Auch zahlreiche Fälle von gefälschten und gekaperten Webseiten sind in den letzten Jahren publik geworden. Durch diese Manipulationen können die Raubverleger Autoren überlisten und dazu bringen, ihre Manuskripte irrtümlicherweise beim Fake statt beim Original einzureichen. Einige Autoren hegen möglicherweise auch vor dem Einreichen schon Verdacht bezüglich der Seriosität des Journals, entscheiden sich dann aber doch dafür, nicht genauer hinzuschauen, wenn die Vorteile einer schnellen Publikation locken.

Welche Probleme bereiten Raubverleger?

Gebührenbetrug

Eine transparente Darstellung der anfallenden Gebühren sucht man oft vergebens – das kann zu bösen Überraschungen führen, wenn das Journal auf einmal stattliche Summen verlangt, nachdem es das Manuskript zur Veröffentlichung angenommen hat. In manchen Fällen werden statt Publikations- auch hohe Einreichungsgebühren fällig.

Nutzungsrechtebetrug

Seriöse Open-Access-Verleger belassen dem Autor die Nutzungsrechte und veröffentlichen die Artikel unter einer Open-Content-Lizenz. Raubverleger zwingen Autoren hingegen oft, die Nutzungsrechte für die Artikel an sie abzutreten.

Reputationsverlust

Publikationen, die bei einem Raubverleger veröffentlicht worden sind, können die Reputation der Autoren beschädigen. Auch die gängige Praxis von Raubverlegern, frei erfundene Editorial Boards zu benennen, trägt zur Diskreditierung von Wissenschaftlern bei.

Verlust von Forschungsergebnissen

Auch wenn Ihre Forschungsergebnisse seriös sind – die Wissenschaftswelt wird sie höchstwahrscheinlich nicht als solche anerkennen, wenn sie in einem räuberischen Journal erschienen sind. Durch fehlende Listung bei PubMed ist die Sichtbarkeit Ihrer Ergebnisse außerdem stark eingeschränkt. Vorsicht: Einige Anbieter täuschen über die fehlende Listung hinweg, indem sie lediglich einzelne Ausgaben bei PubMed listen lassen.

Rausgeschmissenes Geld

Forschungsförderung, egal ob durch staatliche Institutionen oder durch die Pharmaindustrie, setzt eine entsprechende Gegenleistung in Form von Publikationen voraus. Wie oben dargestellt, sind in räuberischen Journals veröffentlichte Ergebnisse für die Wissenschaftswelt verloren und stellen somit eine Verschwendung von Forschungsgeldern dar. Darüber hinaus gebietet die Beteiligung von Patienten bei klinischen Studien, dass die Ergebnisse im Anschluss seriös publiziert werden.

Gefährliches Spiel

Doch der potentielle Schaden geht weit über verlorenes Geld und beschädigte Reputation hinaus: Der fehlende Peer-Review-Prozess führt zur Veröffentlichung ungeprüfter, fehlerhafter oder sogar frei erfundener Ergebnisse, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Wissenschaft und – im Fall von »Ergebnissen« aus klinischen Studien – auch für die Behandlung von Patienten. Ähnlich wie die Fake-News-Schwemme in den letzten Jahren zu weit verbreiteten Zweifeln an seriösen Nachrichten geführt hat, können solche Fake-Ergebnisse zu einer Verwässerung von ernsthafter Forschung führen. Sie können das Vertrauen in die Wissenschaft und Medizin unterminieren, mit der Folge einer generellen Entwertung von Forschungsergebnissen. Der Bibliothekar Jeffrey Beall, der den Begriff des predatory publishing prägte und eine als »Beall’s List« bekannte Online-Sammlung von Raubverlegern veröffentlichte, bezeichnete das predatory publishing demzufolge als »größte Bedrohung für die Wissenschaft seit der Inquisition«.

Was können Sie tun, um sich vor Raubverlegern zu schützen?

Prüfen Sie Journals, die Sie nicht kennen, sehr gründlich, bevor Sie dort ein Manuskript einreichen. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, einen Raubverleger zu erkennen. Sie sollten aufhorchen, wenn

  • Sie dazu aufgefordert werden, Manuskripte per E-Mail einzureichen
  • die Journal-Website Rechtschreibfehler enthält
  • das Layout der Website unprofessionell wirkt
  • der behauptete Impact Factor nicht mit den Angaben der Journal Citation Reports übereinstimmt
  • das Journal entgegen den Verleger-Angaben nicht bei bekannten Datenbanken wie PubMed gelistet ist
  • Einreichungsgebühren anstelle von Publikationsgebühren verlangt werden
  • Sie das Nutzungsrecht für Ihren Open-Access-Artikel abtreten sollen

Des Weiteren geben Online-Datenbanken für qualitätsgeprüfte Open-Access-Journals wie das »Directory of Open Access Journals« (DOAJ) und die Initiative »Quality Open Access Market« (QOAM) gute Anhaltspunkte für die Suche nach einem seriösen Journal.

Fazit

Raubverleger werden zunehmend zu einer Gefahr für die Wissenschaftswelt. Vor der Manuskripteinreichung sollte das Zieljournal daher genau geprüft werden, um nicht auf einen Raubverleger hereinzufallen. Aufgrund der langjährigen Erfahrung mit dem Verfassen von medizinischen Originalarbeiten, Übersichtsartikeln und Reviews können die Medical Writer von co.medical Ihnen bei der Auswahl eines seriösen Journals helfen.